Abenteuer Russland

Mein FSJ in Moskau -August 2008 bis Juli 2009-

Die rhetorische Frage nach dem Nutzen von Kopeken

Wozu kann man Kopeken (100 Kopeken=1 Rubel) benutzen?

09-kopeke2Das Ein-Kopeken-Stueck!

Hinweis: Der Ausspruch „Wer die Kopeke nicht ehrt ist des Rubels nicht wert“ gilt leider nur begrenzt, denn damit es sich geschäftlich lohnt müsste man der Kopeke verdammt viel Ehre zukommen lassen. Eine Kopeke sind umgerechnet 0,0003 €!

Antwort: Die Kopekenstücke kann man auch gut anders nutzen!

1: Man kann sie die langen Rolltreppengeländer der Metro runterrutschen lassen (als praktisches Beispiel eines musikalischen Decrescendos) [wird oft praktiziert]

2: Man kann sie einfach im Portemonnaie lassen, damit das Ding dick wird und nach Geld aussieht [wird manchmal praktiziert]

3: Man kann sie einfach im Kaufhaus lassen oder in die Spendendose bei McDonalds schmeißen [wird von mir praktiziert]

4: Man kann sie sammeln, einschmelzen und als Rohmaterial verkaufen [wird nicht praktiziert]


Der BONUS zum BONUS:

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Ein Leckerbissen für alle die Herr des kyrillischen Alphabets sind.

20. März, 2009 Posted by | Uncategorized | 1 Kommentar

Unterwegs in Russland

Die letzten drei Monate waren für mich fast alltagsfrei. Ich bin sehr viel gereist und habe dadurch Russland endlich von der „Nicht-Moskauer-Seite“ kennen gelernt. Die erste große Reise führte mich nach Nizhni Novgorod (früher Gorki). Die Stadt liegt malerisch an der Mündung der Oka in die Wolga. Es war bitterkalt (-25°Celsius), aber die Sonne ließ sich, im Gegensatz zu Moskau, den ganzen Tag am Himmel blicken.

Zwei Wochen später besuchte ich Johannes in St. Petersburg. Wir besichtigten die großen Petersburger Kathedralen, Schlösser und die Peter-Pauls-Festung. In der dortigen Kathedrale befinden sich, versteckt unter dickem Marmor, die leiblichen Überreste der kompletten Romanow-Dynastie. Eingehend ließen wir uns von einer „Museums-Babushka“ das tragische Ende der Monarchie in Russland erzählen. Im Theater waren wir natürlich auch und das gleich doppelt! Rundum – ein Kulturschock im wahrsten Sinne des Wortes.

Die größte Reise unternahm ich Ende Februar nach Krasnodar, die neue Heimat meines AFS FSJ- Russlandkameraden Peter. Die Stadt liegt, stolze 33 Zugstunden von Moskau entfernt, unweit des schwarzen Meeres. Die Zeit im Zug verbrachte ich sehr angenehm mit einem älteren Herrn. Wir unterhielten uns viel über das harte Leben in Russland, seine schlechte Rente, seine ehemalige Arbeitsstelle… Als Krönung unserer Freundschaft durfte ich ihm einen Liebesbrief auf Deutsch, Englisch und Französisch übersetzen. Wie romantisch!

Aus dem blassen und kalten Winter kam ich nun in wunderschönes, warmes und sonniges Frühlingswetter. Drei Tage entdeckte ich mit Peter seine hübsche und relativ ruhige Stadt. Nach diesen Tagen zog es mich noch weiter in den Süden, bis heran an die georgische Grenze. Im Kaukasus bei Sochi (dort werden 2014 die olympischen Winterspiele stattfinden), hatte ich zwei Tage lang die Möglichkeit auf Skiern die Berge hinunter zu sausen und dabei die Gebirgszüge, die sich unten bereits begrünt, aber an der Spitze schroff und mit weißem Überzug zeigten, zu bewundern. Den letzten Tag verbrachte ich in Sochi am schwarzen Meer. Ein Tag, der mir besonders durch die unerwartete Begegnung mit Palmen in Erinnerung geblieben ist. Die Region um Sochi ist ein kleines Paradies auf Erden, oder besser gesagt in Russland.

KLEINES REISE-ALBUM

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Die Mündung der Oka in die Wolga in Nizhni Novgorod.

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Das wohl bekannteste Denkmal von Peter dem Großen. Gestiftet wurde es von Katharina der Zweiten.

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Beim Schneetreten am Nevaufer

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Das Aleksandrovsky Theater in Petersburg mit stolzen fünf Rängen. Wir schauten uns Brechts Werk Mann=Mann an. Von ganz oben, d.h. besser gesagt den Sternen ein Stück näher wie uns gesagt wurde als wir unsere Plätze suchten.

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Mein werter und sehr unterhaltsamer Zugnachbar auf dem Weg nach Krasnodar.


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Das Kunstmuseum im Zentrum von Krasnodar, welches ein Paradebeispiel für den neo-altrussischen Stil der Jahrhundertwende ist.

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Der Kaukasus nahe der georgischen Grenze am Berg Alpika.

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Palmen am Bahnhof in Sochi

20. März, 2009 Posted by | Uncategorized | 1 Kommentar

Über Kleidung und Modegesetze

Da ich täglich sehr ausgiebig die öffentlichen Verkehrsmittel nutze, habe ich natürlich auch die Möglichkeit die Russen „genauer unter die Lupe“ zu nehmen. Mein Augenmerk viel dabei besonders auf die Kleidung. Russische Männer tragen im Allgemeinen unauffällige und dunkle Kleidung. Im Winter sind das lange Mäntel oder (viel häufiger) kurze, eng anliegende Jacken, die schwarz glänzen und einen Pelzkragen haben. Selbst im Sommer tragen Russen lange Hosen (oft Jeans), auch wenn man damit so richtig ins Schwitzen kommt, da kurze Hosen als unattraktiv gelten.

Was den Männern, meines Erachtens, an Modebewusstsein fehlt, setzten die russischen Damen hinzu. Hier die drei wichtigsten Mode-Grundgesetze.

§1: Eine russische Frau würde nie ungeschminkt das Haus verlassen.

§2: Das Ensemble muss stimmen. Jedes paar Handschuhe passt genau zu einer bestimmten Kopfbedeckung, Handtasche usw.

§3: Wer schön sein will muss leiden (oder besser gesagt: Frieren) Selbst der kalte Winter hindert einige junge Russinnen nicht daran einen kurzen Rock mit Feinstrumpfhose und ein paar hübschen Stöckelschühchen zu tragen. Vom Gucken wird einem da zumindest nicht kalt.

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Russische Frauen Originalaufnahmen wurden leider zensiert, deshalb die hausgemachte Fälschung

20. März, 2009 Posted by | Uncategorized | 1 Kommentar

Ich, ein Lehrkörper

Seit ein paar Wochen habe ich eine neue Arbeit, die mir viel Spaß bereitet. Ich bin zum Deutschlehrer in einem Gymnasium in Krasnogorsk befördert worden. Dort unterrichte ich jeden Donnerstag eine sechste Klasse. Diese Klasse hatte bis vor wenigen Wochen keine Deutschkenntnisse. Inzwischen können sie immerhin schon das Alphabet aufsagen, sich begrüßen und die Frage nach Geschwistern und Alter beantworten. Ich staune jedes Mal mit wie viel Interesse die Schüler dabei sind. Die letzte Stunde haben wir gemeinsam das Lied „Mein Hut der hat drei Ecken“ inklusive Choreographie erarbeitet. Das erinnert mich auf sehr seltsame Art an meine eigene Schulzeit, denn ich fange an meinen Kopf nach Ideen, Liedern und Spielen für den Fremdsprachenunterricht zu durchwühlen. Ein Problem habe ich noch immer damit mir die Namen meiner Schüler zu merken. Ich habe sie bisher aufgefordert ein Namensschild zu basteln, allerdings ist das nicht ideal, da einige Mädchen eine ganze Stunde damit verbringen ihren Namen (äußerst kunstvoll) auf Papier zu zeichnen und dem Unterricht dadurch nur wenig folgen können.

Der Höhepunkt meiner bisherigen Tätigkeit als Deutschlehrer war die Teilnahme (als Jurymitglied) am Wettbewerb „Jugend debattiert international“ im Goethe Institut Moskau. Hier durften Moskauer Schüler auf Deutsch Fragen wie „Soll in Russland eine obligatorische Hofpause eingeführt werden?“ diskutieren. (Hinweis: In Russland dürfen Schüler während der Schulzeit das Schulgebäude nicht verlassen.)06-lehrer1

Mein neuer Arbeitsplatz, das Gymnasium №7 in Krasnogorsk. Ein Bau, der ganz stark an die DDR-Schulen „Erfurter Typ“ erinnert.

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20. März, 2009 Posted by | Uncategorized | Hinterlasse einen Kommentar

Was denken Russen über Deutsche?

Sicherlich ist das eine Frage, die sich jeder Deutsche der Russland bereist irgendwann stellt. Ich muss sagen, dass ich fast ausschließlich positive Meinungen über Deutschland gehört habe. Natürlich gelten wir als pünktlich, organisiert und zuverlässig. Wir sind große Biertrinker und bauen tolle Autos. Auch in den Schulen hat Deutsch einen relativ hohen Stellenwert. An den meisten Schulen ist Deutsch nach Englisch die zweite Fremdsprache. Es gibt aber auch Schulen, an denen die Kinder Deutsch sogar als erste Fremdsprache lernen. Viele Herren mittleren Alters haben zu Deutschland eine besondere Beziehung, da sie in der DDR ihren meist sehr langen und harten Militärdienst absolvieren mussten. Diese Männer prahlen dann mit Wörtern wie „Achtung“, „Gutten Tag“ oder „Chände choch, Gitler kaputt“ und erzählen mir von Städten wie Cottbus, Rostock oder auch Magdeburg. Obwohl das natürlich keine überragenden Kenntnisse sind, so freue ich mich doch immer wieder über das Interesse und Lächeln, das mir dadurch zuteil wird.

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Türen aus Deutschland und gleich daneben ein hübscher Audi. Da hat die deutsche Qualität ja gleich doppelt zugeschlagen.

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Wer die kyrillischen Buchstaben beherrscht ist hier klar im Vorteil. Auf dem Schild steht: Deutsches Bier-Haus

20. März, 2009 Posted by | Uncategorized | 2 Kommentare

Glückliche Nachbarschaft

Nun wohne ich schon ein paar Monate in meiner eigenen Wohnung. Ich habe inzwischen einen guten Teil meiner Nachbarn kennen gelernt und wurde auch schon auf eine Tasse Tee eingeladen. Ich habe das seltsame Gefühl, dass bereits alle Hausbewohner wissen, dass sich im sechsten Stock ein Deutscher eingenistet hat, ich aber natürlich längst nicht alle Leute im Haus kenne. Meine Nachbarn sind alle sehr hilfsbereit und herzlich, was ich hier anhand von zwei Beispielen zeigen will.

Nachdem ich nach meiner Weihnachtsfahrt wieder zurück nach Moskau gekommen war, befand ich mich am Folgetag alleine in meiner Wohnung und zum ersten Mal fühlte ich mich auch wirklich allein. Ich hatte keine Lust mein Gepäck auszupacken und wollte eigentlich nur so schnell wie möglich wieder zurück nach Deutschland. Ich entschied mich ein wenig Sax zu spielen (ich habe mein Saxophon nach Weihnachten mit nach Moskau genommen). Nachdem ich fünf Töne gespielt hatte, klingelte es an der Tür. Eine Nachbarin (die ich zum ersten Mal sah) stand vor mir und ich erwartete schon einen Meckermonolog, weil ich wohl zu laut gespielt hatte, aber sie sagte: „Oh, du spielst aber schön Saxophon, ich war auch mal auf der Musikschule und habe dort Klavier gespielt. Kannst du mir etwas vorspielen?“ So kam es dann, dass ich ihr im Hausflur ein kleines Ständchen spielte. Während ich spielte öffnete sich noch eine Wohnungstür und eine Frau mit Kind gesellte sich zu uns. Anschließend fühlte ich mich ein Stück weniger einsam und hatte viel bessere Laune.

Ein anderes Mal klingelte es morgens um acht (ich war gerade aufgestanden). Ich öffnete die Tür und vor mir stand eine Nachbarin mit Zahnbürste in der Hand und Baby im Arm. Sie fragte: „Kannst du mir mal Zahnpasta geben?“ Nett wie ich bin habe ich ihr natürlich Zahnpasta auf die leere Bürste geschmiert. Ich finde, dass genauso die ideale Nachbarschaft aussieht!

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Meine Wohnungstür. In diesem Korridor habe ich mein kleines Sax-Ständchen gespielt.

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In der fünften Etage (ich wohne in der sechsten Etage) steht traurig ein verlassenes Klavier. Ab und zu spiele ich ein wenig darauf.

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Das ist mein Block. Ich wohne ganz oben rechts.

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Abendlicher Blick aus meinem Küchenfenster


20. März, 2009 Posted by | Uncategorized | Hinterlasse einen Kommentar

Die Polizei, dein Freund und Helfer

Ich befand mich am 14. Januar alleine gegen Mitternacht bei -20°C an einer Bushaltestelle etwa drei Kilometer von meinem Heim entfernt. Die zwei Busse, die laut Fahrplan hätten kommen müssen, kamen einfach nicht. Das heißt ich war zum ersten Mal in Russland auf ein Taxi angewiesen. Da ich aber die Nummer der Taxizentrale nicht im mobilen Telefon eingespeichert hatte, entschied ich mich durch „Armraushalten“ ein Auto zu stoppen. Das wird in Russland sehr oft praktiziert. Die Fahrer der Autos die anhalten verlangen dann einen Fahrpreis, der leicht unter dem Preis eines legalen Taxis liegt. Ein Lada Zhiguli hielt für mich an und der Fahrer (ein Aserbaidschaner) verlangte 200 Rubel für die Fahrt. Nachdem es mir gelungen war den Preis auf 150 Rubel zu drücken ging es auch schon, mit stotterndem Motor, los. Nach einigen Metern bemerkte ich, dass die Frontscheibe bereits mehrere Risse hatte und ich mich nicht zurücklehnen konnte, da die Lehne meinem Gewicht nicht mehr standhielt.

Nach wenigen Minuten Fahrt entdeckte ich in der Ferne eine Polizeikontrolle. In so einem Auto werden wir bestimmt angehalten, dachte ich mir. So kam es dann auch. Der Aserbaidschaner verschwand mit einem Polizisten nachdem er seinen Dokumentenstapel nervös aus dem Handschuhfach gefingert hatte und ließ mich alleine im Lada zurück. Eine Minute später kam ein Polizist zu mir und verlangte meine Dokumente:

Polizist: Dokumente!

Ich: Bitteschön (ich reiche ihm meine Visa- und Passkopie)

Polizist: Was’n das? Kopien? Ich brauch die Originale! Das ist Gesetz!

Ich: Die sind zu Hause, ich weiß aber, dass Kopien ausreichend sind.

Polizist: Na gut.

Polizist kontrolliert fünf Minuten lang eingehend meine etwas abgenutzten Kopien

Polizist: Was machst’n hier in Russland?

Ich: Ich absolviere bei einer Schüleraustauschorganisation einen alternativen Dienst zur Armee. […]

Polizist: (überlegt) Aha, nicht in der Armee, aber vom deutschen Staat nach Russland geschickt. Du bist ein Spion, dich nehm’er gleich mal auf die Station mit!!

Ich: (großer Schreck) Nee, ich bin kein Spion!

Polizist tritt ab, nimmt meine Dokumente mit und fünf weitere Minuten vergehen.

Der Aserbaidschaner kommt mit einem dicken Stapel Papier zurück ins Auto. Wir fahren los und ich suche mir aus dem Stapel meine Papiere raus, die sich irgendwo lose darin befinden. Der A. meint: „Sch*, ich musste dem Bullen 200 Rubel (ca. 5€) Schmiergeld geben, damit wir weiterfahren dürfen, Alternativdienst – was isn das eigentlich für’n Sch*?“ Immerhin hat er mich noch bis nach Hause gekarrt und ich habe im dafür netterweise 200 statt 150 Rubel gegeben, damit sich zumindest Soll und Haben für ihn ausgleichen konnten.

Ich habe nach dieser interessanten Fahrt nachgefragt, was man eigentlich für Geld in Russland kaufen kann. Die Antwort: „Im Prinzip alles!“ Wenn man von der Polizei kontrolliert wird und man keine Dokumente dabei hat kostet das etwa 500 Rubel (ca. 12€). Will man sich eine Kriegsdienstbefreiung erkaufen kann das auch schon ein neues Auto oder gar eine Wohnung kosten. Führerscheine, ärztliche Bescheinigungen usw. kann man auch ohne große Probleme kaufen, wenn man die richtigen Leute kennt. Fazit: In Russland braucht man sich um nichts sorgen zu machen, wenn man genug Geld hat. Vielleicht ist das der Grund dafür, dass sich Russen zu Geburtstagen und anderen Festivitäten neben Erfolg, Liebe und Gesundheit auch immer Geld wünschen.

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Ein Lada Zhiguli

20. März, 2009 Posted by | Uncategorized | 1 Kommentar

Wo sich Elektrozüge und Hasen guten Morgen sagen

Diesen Artikel möchte ich den öffentlichen Verkehrsmitteln (außer Metro) Moskaus widmen. Ein paar Schritte von meiner Haustür entfernt befindet sich eine Bushaltestelle. Hier fahren Linienbusse, wie auch Marshrutka, in Richtung Moskau ab. Die Busse sind meistens ein wenig veraltet und nicht besonders warm (Innentemperatur = Außentemperatur). Wenn man einsteigen will, muss man dies durch die erste Tür tun und dann Mithilfe der Fahrkarte ein Drehkreuz passieren. Dieses Drehkreuz wird aber besonders von der russischen Jugend nicht ganz regelkonform benutzt, da jene unter dem störenden Balken einfach durchschlüpfen. Angst vor den äußerst seltenen Kontrolleuren braucht man nicht zu haben. Der Preis für ein Ticket beträgt 20 Rubel (40 Cent) und die Strafe liegt bei ungefähr 40 Rubel (die genaue Strafe ist von der Laune des Kontrolleurs und dem eigenen Geldbeutel abhängig).

Marshrutkas sind Minibusse in denen in den meisten Fällen für maximal 20 Fahrgäste Platz ist. Sie sind schneller, komfortabler und vor allen Dingen wärmer als die Busse. Den Fahrpreis muss man direkt beim Fahrer bezahlen, der auch gleichzeitig aufpasst, dass alle Fahrgäste bezahlen. Sollte das einmal nicht der Fall sein, so fährt er einfach nicht los und wartet bis das Geld ankommt (das kann manchmal ganz schön dicke Luft geben). Wenn man aussteigen will, so muss man laut und rechtzeitig rufen: „Bitte an der nächsten Haltestelle anhalten!“

Die Elektritschka (auch Vorortzug) ist das unbequemste Transportmittel. Die Waggons, die teilweise schon historischen Wert haben, besitzen nur am Anfang und am Ende eine Schiebetür, die sich fast immer automatisch öffnet, ansonsten muss man grob mit Händen und Füßen nachhelfen. Der Innenraum ist mit meist hölzernen Sitzbänken gefüllt auf denen, meiner Ansicht nach, nur 2⅓ Menschen Platz finden, trotzdem müssen sich immer drei Menschen auf eine Bank quetschen. Leider sind die Elektritschkas meist hoffnungslos überfüllt. Einmal habe ich es nicht mehr geschafft die Elektritschka zu betreten, weil diese schlichtweg von Menschenmassen überquoll! Ich musste bei unangenehmer Kälte 20 Minuten auf den nächsten Zug warten. In der Elektritschka fahre ich oft als Hase (hiesige Bezeichnung für Schwarzfahrer). Einmal wurde ich als Hase enttarnt und musste 20 Rubel Strafe bezahlen (weniger als der eigentliche Fahrpreis). Der Kontrolleur verzichtete dabei auf jeglichen Papierkram und steckte sich das Geld kurzerhand in seine Jackentasche.

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Eine Elektritschka

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Eine Marschrutka

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Ein Trolleybus (auch Straßenbahn auf Rädern)

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Meine Bushaltestelle bei Sonnenschein

20. März, 2009 Posted by | Uncategorized | Hinterlasse einen Kommentar

Winter in Moskau..hu, ganz schön kalt hier

wie der Titel schon sagt geht es hier um das sehr kontrastreiche Moskauer Wetter. Aus meteorologischer Sicht hat sich hier seit November nämlich einiges geändert. Die ersten Dezembertage konnte ich leider noch keinen Schnee bewundern. Auch die Temperatur sank nur selten unter den Gefrierpunkt.

Am 13. Dezember verließ ich Russland um Weihnachten im Kreise der Familie zu verbringen. Hintergrund war wohl der Fakt, dass hier Weihnachten nicht am 24. bzw. 25. Dezember gefeiert wird, sondern erst am 7. Januar. Ich konnte mir unmöglich vorstellen mit der guten heimatlichen Weihnachtstradition zu brechen und an den Feiertagen zu arbeiten. Am 29. Dezember ging es wieder zurück nach Moskau und damit geht es hier im Brief auch zurück zum Wetter. Mich empfing am Flughafen ein kalter Wind und ein paar Schneeflöckchen. Die Temperatur war in meiner Abwesenheit auf etwas unter 0°C gefallen.

An dieser schneeigen und kalten Tatsache hat sich bis heute wenig geändert, außer das der schon dreckige Schnee in regelmäßigen Abstanden taut, dann aber an kälteren Tagen von frischem, blütenweißen Schnee überdeckt wird, der dann wiederum innerhalb von wenigen Stunden durch den Schmutz und die Abgase der Autos seine Blendkraft verliert und eine undefinierbare Farbe irgendwo im Graubereich annimmt.

Überhaupt macht mir dieser Schnee das Leben in Moskau schwer. Die Fußwege sind von einer dicken Schnee- und Eisschicht bedeckt. Setzt eine Tauphase ein, so verwandelt sich diese eben noch so feste Schicht, in eine relativ dickflüssige Suppe aus Eisklumpen, Dreck, Schlamm und Wasser, deren Boden eine nicht sichtbare, aber spiegelglatte Eisfläche bildet. Dieser ungewohnte Untergrund verwandelt meinen Fußweg von der Metro zur Arbeit in eine komplizierte und gefährliche Hindernisbahn. Bei solchem Tauwetter denke ich mir, dass es sehr praktisch wäre, wenn jetzt ein bisschen Frost käme, damit der ganze Matsch wieder fest werden und ich ohne tägliches schuhe- und hosenendenputzen auskommen würde. Allerdings macht der Frost die Sache nicht unbedingt einfacher, da dieser den Fußweg in eine unebene, aber sehr glatte (paradox, aber genauso ist es) Fläche verwandelt. Ein Teufelskreis. Ich habe mir sagen lassen, dass es eine bestimmte Lauftechnik gibt, mit der man solche Wege ungefährdet begehen kann (diese Technik beherrsche ich nur leider nicht…).

Die Sonne lässt sich hier eher selten blicken. Meistens kann ich nicht einmal ausmachen, wo sie sich am Himmel gerade aufhält, da dieser sehr einheitlich grau ist (jaja…das ist auch die Farbe des Schnees). Diese seltenen Sonnentage genieße ich dafür umso mehr. Ich mache dann zum Beispiel einen Spaziergang durch den wunderschönen Schlosspark „Arkhangelskoye“, der nur einen Katzensprung von meiner Wohnung entfernt ist, und lasse mich von den Sonnenstrahlen im Gesicht kitzeln. So habe ich mich in Deutschland nie über die Sonne gefreut. Ich schlussfolgere: „Der Mensch lernt erst etwas zu schätzen, wenn er es nicht mehr hat.“

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Der erste Schnee auf meinen Heimweg gefallen.

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Tja, da hat wohl jemand die Wäsche vergessen…inzwischen hat’s schon draufgeschneit.

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Ein schlafender Polizist hier mit zusätzlicher Staudamm-Funktion

20. März, 2009 Posted by | Uncategorized | Hinterlasse einen Kommentar